Gedenkkundgebung für Ufuk Şahin

Am 12.05.1989 wird der 24-jährige Berliner Ufuk Şahin auf dem Fußweg vor dem Haus im Wilhelmsruher Damm 224 erstochen, nachdem er von seinem aus der Nachbarschaft stammenden Mörder rassistisch beleidigt wurde. Er hinterlässt seine Ehefrau, ein Kind sowie seine Eltern und Geschwister.

Unmittelbar nach dem Mord organisieren Angehörige, Freund*innen und Nachbar*innen eine Demonstration: Am 19. Mai 1989 ziehen 1.500 Menschen durch das Märkische Viertel. Einen Tag später, am 20. Mai, demonstrieren fast 10.000 Menschen am Rathaus Schöneberg, dem damaligen Regierungssitz West-Berlins, gegen den eskalierenden Rassismus. Im Oktober 1989 wird der Täter zwar zu 5 Jahren Haft verurteilt, ein rassistisches Motiv kann die Richterin jedoch nicht erkennen, obwohl der Täter sich vor Gericht mehrfach rassistisch äußert. Auch in der Revision der Beurteilung einiger rechter Morde 2018 wird Ufuk Şahin nicht bedacht, da die Zählung hier erst 1990 einsetzt. 2019 und 2021 fanden erstmalig wieder Gedenken für Ufuk Şahin statt. Eine Gedenktafel, die sichtbar an ihn erinnert, gibt es bis heute nicht.

Der Mord an Ufuk Şahin steht für uns auch stellvertretend für die vielen rassistischen Morde und Gewalttaten seit den 80er Jahren und den Umgang der Strafverfolgungsbehörden und der Gesellschaft mit ihnen: Oft unaufgeklärt, vertuscht, ihrer politischen Bedeutung enthoben. Dagegen wollten wir in Kooperation mit Niemand ist vergessen durch eine Gedenkkundgebung ein deutliches Zeichen setzen. Gedenken heißt für uns nicht nur um jene trauern, die von uns genommen wurden, sondern auch heute rassistischen und anderen rechten Kräften entgegenzutreten, die ein Klima erschaffen, in dem Morde wie der an Ufuk Şahin möglich sind.

Beitrag von Deutschlandfunk Kultur zur Gedenkkundgebung